1872: Bahnwünsche aus dem Appenzeller Mittelland

Eine Initiative der Vereinigten Schweizer Bahnen und der Appenzeller Mittelländer

Bahnbegeisterung

Im November 1872 versammelten sich in Teufen auf Veranlassung des Arztes Minister Dr. Arnold Roth Vertreter der fünf mittelländischen Gemeinden Teufen, Bühler, Gais, Speicher und Trogen zur Abklärung der Möglichkeiten einer Eisenbahnverbindung mit St.Gallen. Dabei scheint allerdings die eigentliche Initiative von den Vereinigten Schweizerbahnen ausgegangen zu sein, wenn auch mit deutlicher Unterstützung durch die Textilfabrikanten. Aus der genannten Versammlung bildete sich eine Kommission, welche Ingenieur Dardier mit der Ausarbeitung von Studien über eine mögliche Streckenführung beauftragte.

Viele Varianten

Die Initianten waren sich bewusst, dass eines der Hauptprobleme darin lag, aus dem Tal von St. Gallen auf die Höhen des Appenzellerlandes zu kommen. Dazu war vorerst der steile Riegel vom Freudenberg über die Bernegg bis zur Menzlen zu überwinden oder zu umfahren. Erst danach konnte man ins Appenzellerland gelangen. Ingenieur Dardier legte der Kommission schliesslich eine Studie mit verschiedenen Varianten vor, welche die Möglichkeiten intensiv untersuchten (vgl. auch Ausstellung 'Stadtzufahrt St. Gallen').

Drei Möglichkeiten

Haggen—Lustmühle

Die von der Topografier her logische Linienführung. Mit der Umfahrund der Menzlenhöhe lässt sich die bis zur 'Lustmühle' notwendige Höhe mit einer für Adhäsionsbahnen vernünftigen Steigung von etwas über 30 o/oo erreichen. - Aber die Strecke ist relaitv gross. Die Initianten scheuten die Kosten.

Die Kürzeste Strecke

Eine Streckenführung irgendwie 'der Nähe nach' auf die Höhe von St. Georgen - Riethüsli wird von den Initianten favorisiert. Der Anstieg nach St. Georgen mit einer riesigen Kehrkurve wird auch von Dardier als zu teuer beurteilt. Den von den Initianten ins Spiel gebrachte Tunnel zum Riethüsli schmettert der Planer als Wagnis ohne Grenzen ab.

St. Gallen — Speicher — Teufen

Einer Linienführung über Speicher steht die Stadt im Wege. Dardier zeichnet drei Möglichkeiten, die aber alle etwas unralistisch anmuten. Die Alternative über Speicher wird zu keinem Zeitpunkt ernsthaft diskutiert.

Das Projekt lief im Verlaufe der 1873er-Krise "auf Grund" und wurde erst rund zehn Jahre später wieder aufgenommen, als auch die technischen Voraussetzungen besser waren.